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Räucherstoffe - Der Atem des Drachen

Christian Rätsch

Das Entzünden von Räucherwerk gehört zu den ältesten rituellen Praktiken der Menschheit.
Schamanen versetzten sich mit dem aufsteigenden Rauch bestimmter Hölzer, Harze und Blätter in Trance.
Seherinnen inhalierten den Rauch von bewusstseinsverändernden Stoffen, um in Ekstase zu verfallen.
Priesterinnen und Priester verbrannten Harze, um den Kontakt mit den Göttern und Göttinnen herzustellen.
Dem aromatischen Rauch wurden seit jeher magische oder medizinische Eigenschaften zugeschrieben.
Nach einer Einführung in die Kulturgeschichte des Räucherns werden in einem umfassenden lexikalischen Teil
sämtliche Räucherstoffe von Aloe bis Zypresse ausführlich in Text und Bild dargestellt: Botanische Beschreibung der Stammpflanze, Geschichte, Ritual und Brauchtum, Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten, Chemie und Pharmakologie, Hinweise zu Ernte und Zubereitung.
Über die fundierte ethnobotanische und ethnopharmakologische Darstellung der Räucherstoffe öffnet das Buch eine Tür zu den Mysterien der Natur, vermittelt Einblicke und regt zu eigenem kreativem Umgang an.

Verlag: AT-Verlag
Erschienen: Februar 2002
ISBN: 3-85502-545-2
Kosten: CHF 48.00 EUR 26.90
Buchdaten: 231 Seiten , Format 19,5 x 26,5 cm
180 Farbfotos und viele schwarz-weiss Abbildungen
gebunden mit Schutzumschlag


Buchbesprechung


RÄUCHERSTOFFE - DER ATEM DES DRACHEN
72 Pflanzenporträts - Ethnobotanik, Rituale und praktische Anwendungen
Christian Rätsch
AT Verlag, Aarau/Schweiz, 1999 - ISBN 3-85502-545-2

Ein umfassendes und übersichtliches Werk über “Räucherstoffe” neu überarbeitet und attraktiv und lehrreich darzubieten, ist für den Altamerikanisten und Ethnopharmakologen Christian Rätsch (geb 1957) dieser Tage wohl nur folgerichtig. Denn unsere Aufmerksamkeit ist ihm nach seinen kürzlichen spannenden und aussergewöhnlichen Veröffentlichungen über eigenartige Sondergebiete der Planzenwelt gewiss: Aphrodisiaka (Nepal Information Nr 79 im Juni 97), Psychoaktive Pflanzen und Hanf als Heilmittel (beide in der Nepal Information Nr 82 vom Dezember 1998).

Kein buddhistisches Kloster im Himalaya und kein Hindu-Tempel im Kathmandu-Tal wäre denkbar ohne die Wirkung der vielgearteten Räucheropfer, die die wahrhaft fremdländische Eigenart dieser Orte oft nur allzu überdeutlich spürbar machen. Treffend sagt Rätsch in seinem ersten einleitenden Satz: “Das Entzünden von Räucherwerk gehört zu den ältesten rituellen Praktiken der Menschheit”. Was für uns als neugierige Besucher oft ein unvergesslicher Inbegriff von Exotik ist, wenden Priester und Wahrsager seit Menschengedenken gezielt an, um sich in jene Trance zu versetzen, durch die zentral wichtige Geheimrituale - beispielsweise im tibetischen Tantrismus - überhaupt erst möglich werden. Die Begriffe “Einweihung” und “Weihrauch” sind in allen Kulturkreisen seit Menschengedenken praktisch bedeutungsgleich. Dass Rätsch all diese Stoffe im Untertitel dieses Buches als “Atem des Drachens” benennt, ist gut verständliche Symbolik, denn der Drachen als Torhüter und der bewusstseinsverändernde Rauch von Harzen, Hölzern, Blättern und vielem anderem als sinnlicher Wegweiser leiten beide über vom Bekannten und Realen zum Esoterischen und Andersartigen.

Aber der vornehmlich wissenschaftlich arbeitende Autor bleibt auch angesichts dieser im wahrsten Sinne “betörenden” Thematik im gut begreiflichen Diesseits des Anschaulichen, Praktischen und Lehrreichen: Das einleitende Kapitel “die Kultur des Räucherns” gibt einen interessanten und leicht verständlichen Ueberblick über die kulturhistorische Bedeutung der mannigfachen Räucherstoffe, wobei die Vielfalt der hier beigezogenen Quellen veranschaulicht, wie weltumspannend dieses Sachgebiet tatsächlich ist.

Den eigentlichen Hauptteil dieses schönen Buches bildet aber das umfassende und detaillierte “Lexikon der Räucherstoffe”. Hier geben über 70 bebilderte Porträts umfassende Auskunft über die besonderen Eigenschaften allseits bekannter Pflanzen und Stoffe wie Bernstein, Coca, Kakao, Mohn, Salbei, Schwefel und Zimt, aber auch über Unbekanntes wie Beifuss, Guggul, Opopanax und Ysop. Eine weitere kurze Abhandlung berichtet über “Zubereitung und Gebrauch”, und den Schluss machen - wie schon in den bisherigen Werken dieses sorgfältigen Autors - eine umfangreiche Bibliographie, eine interessante und wertvolle Aufstellung einiger wichtiger Bezugsquellen und schliesslich ein akribisch genaues Stichwortverzeichnis.

So macht dieses nicht nur schöne, sondern vor allem gut brauchbare Lexikon dem Leser den anfänglich so geheimnisvollen “Atem des Drachens” wesentlich verständlicher und anschaulicher, als dass es viele andere neuere Publikationen über dieses Gebiet tun, die jedoch vielfach nicht über heute zwar modisches, aber nicht gerade hilfreiches Eso-Gebrabbel hinauskommen.

Roland Nyffeler
Dietlikon/Schweiz, Dezember 1999


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